Start Orte und Ortsfamilienbücher Oberamt Karlsruhe Knielingen (KA) evangelische Kirche Gräber in der Kirche

Grabsteine in und um die evangelische Kirche (c) 2012 Michael Niederle

 

Inner- und außerhalb der Kirche befinden sich mehrere Grabsteine von Personen, die zum einen die Bedeutung Knielingens in der Geschichte dokumentieren und die zum anderen in besonderer Weise mit der Knielinger Kirche verbunden gewesen sein müssen.

 


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In der Eingangshalle links neben dem Hauptportal finden wir den Grabstein von Ursula von Horneck. Ursprünglich war er wohl an der Ostseite der Kirche. Leider ist auch mit digitalen Mitteln kaum noch etwas zu erkennen. Auf einem Glasnegativ von Wilhelm Kratt (1887-1969) im Generallandesarchiv Karlsruhe lässt sich folgendes entziffern:

 

Oben: ANO DOI (Domini) 1601 DEN 31. AUGUST

Unten: RUE VON HORNECK SELIG (auf dem Kopf stehend)

Rechts:  URSULA HORNECKIN VON HORNBERGGE

Links: GOTT GNAD

 

Möglicherweise haben die "Von Horneck" etwas mit dem schwäbischen Adelsgeschlecht zu tun, auch wenn es bisher keinen Hinweis darauf gibt..

 

Jacob Christoff Iselin schrieb dazu:

 

Horneck von Hornberg / "eine Adeliche familie an dem Rheinstrohm, von welcher Arnold um das Jahr 1148 bekannt gewesen. Fridrich florirte um das jahr 1337, und wurde insgemein der lange beygenannt, gleich wie zu selbiger zeit Anold Horneck von Hornberg den Beynamen eines alten geführet.

 

Von jenem stammeten her Johann, der um das jahr 1603 Fürstlicher Württembergischer Wittib Hofmeister und Baden-Durlachischer Jägermeister gewesen; Johann Albrecht. der an 1628 als fürstl. Baden-Durlachischer Ober-Forst-und Jägermeister mit tode abgegangen; Rosina Barbara so gegen ausgang des 17 feculi Aebtissin zu Fürstenfeld gewesen, deren Bruder Wolfgang Ernst an 1682 als Rappolsteinischer Hof- und Stallmeister verstorben."

 

Literatur dazu:

Neu-vermehrtes Historisches und Geographisches Allgemeines Lexicon – Jacob Christoff Iselin, S.S. Theol. Doct. und Prof in Basel / Hrsg. 1726 Johann Brandmüller Seite 839

(Original in Fraktur - Präsenzbestand in der badischen Landesbibliothek Karlsruhe - Standort auf Nachfrage)

 

Geschlechtsbeschreibung derer Familien von Schilling bearbeitet durch Carl Friedrich Schilling von Cannstadt Großherzoglich Badischen Geheimen Rath / Müllersche Hofbuchdruckerei 1807 Seite 143

(ausleihbar in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe O49 A 158)

 

Albrecht Horneck von Hornberg (1565-1628) wird interessanterweise 1604 als Forstmeister auf Schloss Rohrburg genannt, die bis zu seinem Tod (1571) Wolf Haller von Hallerstein, dem Neffen Christoph Besolds gehörte.

 


alt dieser Grabstein befindet sich direkt neben dem der Ursula Horneck von Hornberg. Leider ist er völlig verwittert.

 


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An der Nordseite des Chors finden wir den Grabstein zweier Kinder von Zanth, dessen Glasnegativ von Wilhelm Kratt ebenfalls im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt wird.

 

Im Jar Christi 1588 den 9. Decem. ist des

Edlen und vesten Walters von Zanth junges

Töchterlin Königundis Jacobe 2 Stundt nach

ihrer geburt in Gott seliglich entschlaffe

Und In Anno 1589 den (Datum fehlt) hatt

auch Gott sein Jungen Sohn deße nam im

bouch der Auserwehlten Ehresino eingeschriben

In der geburt abgefordert wölche der

Allmechtige durch sein Krafft in Jesu Christo

zum Ewigen leben erwecken wölle Amen

 

Leider wissen wir wenig über dieses Adelsgeschlecht "von Zanth". Dokumentiert sind Ehen zwischen den "Haller von Hallerstein" und den "Rummel von Zanth", aber nichts, was direkt einen Hinweis auf Knielingen geben könnte. Wahrscheinlich war Walter von Zanth ein Verwandter von Hans Georg und Christoph Besolt, die ebenfalls in der evangelischen Kirche begraben wurden. Christoph Besolt war ein Oheim des Wolf Haller von Hallerstein, der einem alten Nürnberger Patricier-Geschlecht entstammte.

 

Ausgeschlossen werden kann eine Verbindung zu Karl Ludwig Wilhelm von Zanth (*06.08.1796 in Breslau †07.10.1857 in Stuttgart), dem Erbauer der Wilhelma. Dieser war der Sohn des jüdischen Arztes Abraham Zadig, der 1820 zum Christentum konvertierte und den Namen Zanth annahm. Karl Ludwig Wilhelm von Zanth wurde erst 1844 in den Adelsstand erhoben.
 


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Ebenfalls an der Nordseite befindet sich der Epitaph des Schultheißen Bernhard Metz.

 

ANNO 1581 DE 28. FEBRUAR VSTARB DER ERNHAFT UND FIRNEM BERNHART METZ IM ALTER 64 JAR IN DEM ER DER HOCHLOBLICHEN MARKGRAFSCHAFT BADEN DIE 38 JAR TREWLICH GEDIENET. UND DISSE JAR DEN FLECKEN KNIELINGEN MIT TRAGUNG DES SCHULTHAISSEAMBT WOL REGIERT. DEM GOT GENAD.
 

Siehe auch Knielinger Schultheißen

 


An der Südseite des Chores befindet sich der Grabstein von Anna Regina Kummer, geb. Kolb. Daneben der Text übertragen von Horst Sommer.

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ANNA REGINA,

eine geborene Kolbin

des hochehrwürdigen und hochgelehrt. Herrn

Mathaei Kummers

Hochfürstl. Markgräfl. Baden-Durlach

Kirchenrats und Superintendent in Pforzheim

hinterlassene Witwe, geboren zu Ulm

anno 1652, lebte zwar mit Ihrem Ehegatten,

mit dem sie den 15. Jan. 1675 verheiratet worden ist,

ohne einigen von ihm gehabten Kummer

XXXIV Jahr (34)

in einer friedl. mit 9 Kindern gesegneten Ehe,

worinnen der Herr für sie sorgte,

daß ihres Mannes Ämter nicht ohne Ehren

die Bemühungen nicht ohne Frucht gewesen.

Doch ist des Menschen Leben nicht ohne Kummer,

so konnte sie auch nicht so vergnüget sein,

daß nicht die Friedens-Ruhe mit den Kriegen

ihres Ehehernns Gesundheit mit Krankheiten,

dessen Leben gar mit dem Tode,

ihre Freude also mit dem Leid

sich sollte wiederum verändert haben.

Macht aber der Herr endlich ein Ende allen Jammers,

So wurde auch sie erlöset von allem Übel

durch einen seligen Tod den 6. Juli 1722

und preiset nun den Herrn im Lande der Lebendigen. 

 

Matthäus Kummer war Professor am Durlacher Gymnasium Illustre, das 1586 von Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach gegründet worden war. Er war Stadtpfarrer in Pforzheim, badisch markgräflicher Kirchenrat und Special-Superintendent. In dieser Funktion führte er 1698/1699 die Haus- und Kirchenvisitation im Oberamt Pforzheim durch. Er hielt die Leichenpredigt für Markgraf Friedrich VI (*06.11.1617 in Durlach †31.01.1677 in Durlach).

 

Margerethe Barbara, die Tochter von Matthäus und Anna Regina Kummer, war die Ehefrau von Samuel Preu (31.10.1683 in Weißenburg †01.07.1744 in Niefern, der 1719 - 1722 Pfarrer in Knielingen war und dessen Epitaph in der evangelischen Kirche Niefern steht.

 

Literatur dazu

Matthäus Kummer, markgräfl. bad. Kirchenrat, Spezial-Superintendent und Stadtpfarrer zu Pforzheim / von Gustav Rommel

(ausleihbar in der badischen Landesbibliothek O56A 609)

 


An der südlichen Außenseite des Chores befindet sich das Grabmal von Hans Georg (Jörg) Besolt. Auf dem Original kann man praktisch nichts mehr erkennen außer den Schriftzug ADOLF links unter dem Schild. Auf dem Glasnegativ von 1920 von Wilhelm Kratt im Generallandesarchiv Karlsruhe kann man noch folgendes erkennen:

 

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links oberhalb des Wappens

 

Hans Joerg

Besol

zu

 

unten am Sockel

 

M D XLII (1542)

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wesentlich besser erhalten, weil restauriert, ist der Grabstein von Christoph Besold, der sich heute nicht mehr bei der Kirche, sondern an der Giebelseite des sog. Besold´schen Hauses in der Saarlandstr. befindet.

 

1547

AM 12. TAG MAI

CHRISTOF BESOLT

 

Da sie das gleiche Wappen tragen, kann man davon ausgehen, dass Hans Joerg und Christof Besolt Brüder waren. Doch wer waren sie eigentlich, die geheimnisvollen Besolts?

1530 und 1663 waren die Haller von Hallerstein Besitzer des Schlosses Ro(h)rburg bei Durmersheim. In einem Schriftwechsel zwischen den Haller von Hallerstein, Markgraf Philipp I. von Baden (Baden-Baden) (*06.11.1479; †17.09.1533) und dessen Kanzler Dr. jur. Johann Jakob Varnbüler, bezeichnet Wolf Haller von Hallerstein (†4.11.1571 auf der Rohrburg), Christoph Besolt zu Knielingen als seinen "lieben Oheim". Er bittet darum, "seine Letienspflicht nicht persönlich vollziehen zu müssen, sondern das Lehen durch seinen lieben Oheim Christof Besolt 1., zu Knielingen, oder, in dessen Abwesenheit, durch seinen Diener Georg Lang empfangen zu dürfen. Der Lehensbrief solle auf ihn, Wolf, und seine beiden Brüder Christof und Ruprecht die Haller und deren Erben, Söhne und Töchter gestellt werden."

 

Literatur dazu

Zeischrift für die Geschichte des Oberrheins / badische historische Kommission Vol. 38 online oder als PDF

 

Oheim war ein Onkel mütterlicherseits, also entweder der Bruder oder der Schwager der Mutter des Wolf Haller von Hallerstein. Die Haller von Hallerstein sind eines der ältesten Patriziergeschlechter aus Nürnberg und gehörten seit dem 15. Jahrhundert zum deutschen Reichsadel. Sie waren als einzige Familie ab 1314 ohne Unterbrechung bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1806 im Inneren Rat vertreten. Sie hatten durch Handel von Köln über Lyon bis Venedig und mit Österreich-Ungarn ein beträchtliches Vermögen angesammelt. Der hier angesprochene Wolf Haller von Hallerstein, der Neffe des Christoph Besold, ist Wolf VIII. von Hallerstein, von 1557 bis zu seinem Tod 1571 deutscher Reichspfennigmeister. Er war der Jüngste von drei Brüdern (Christoph, Ruprecht). Der Vater, Bartholomäus Haller von Hallerstein (1486 -1551) war kaiserlicher Rat Karl V. und Reichsschultheiss in Frankfurt am Main.

 




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Der Grabstein von Johann Michael Dieterlin, dem ersten bekannten protestantischen Pfarrer, stand Berichten zufolge ursprünglich zwischen Altar und Sakristei.Heute befindet er sich in der Sakristei. Auf ihm steht:

 

He ligt begraben M. Michael Dieterlin von

Tübingen, 72 Jahr alt, 44 Jahr der Gemein

Gottes zu Knielingen evangel. Prediger und

Seelsorger, den 2. April 1625 selig im Herrn

entschlafen

 


Zwei Gräber aus neuerer Zeit befinden sich im Osten des Kirchgartens. Hier haben zwei langjährige und verdiente Pfarrer ihre letzte Ruhe gefunden. Siehe auch: Knielinger evangelische Pfarrer

 

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Dr. Johannes Reinmuth (1875-1904 Pfarrer in Knielingen) *14.08.1845 in Ladenburg als Sohn eines Bäckermeisters †21.07.1907 in Ettlingen. 

 

1893 -1903 Vorsitzender der evangelischen Konferenz, danach 3 Jahre Oberkirchenrat.

 

Friedrich Wilhelm Kobe (1925 -1949 Pfarrer in Knielingen) *10.10.1877 in Niclashausen als Sohn des Pfarrers Rudolf Kobe. †11.02.1959 in Karlsruhe-Knielingen. Seit 1933 Dekan für den Kirchenbezirk Karlsruhe Land.

 

Von ihm stammt das ergreifende Werk: "Die letzte Glocke von Knielingen"