Schröck (Leopoldshafen)
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ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen Eingliederung: 01.12.1974 PLZ 76344 |
Ortssippenbuch Leopoldshafen (Schröck)
Autor: PLZ / Land: Umfang: Format: Reihe Dt. OFB/OSB: Verleger: Preis: |
Walter August Scheidle 76344 / Deutschland 627 Seiten DIN A4 Hardcover 00.673 Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen 19,50 € |
Schröck, evangelische Gemeinde - Standesbücher online im Generallandesarchiv
Schröck wurde zum ersten Mal am 01.07.1160 urkundlich erwähnt, als die Übertragung des Hofes Schröck an das Kloster Maulbronn von Bischof Günther von Speyer bestätigt wurde. Danach war Schröck ein bewirtschafteter Klosterhof, in dem bereits 1390 eine Fähre über den Rhein erwähnt wurde.
Nach heutigem Wissen lag Schröck an keiner bedeutenden Handelsstrasse. Dennoch gewann Schröck aufgrund seiner strategischen Lage früh und zunehmend an Bedeutung, was einer Urkunde aus dem Jahr 1382 von König Wenzel (*25.02.1361 in Nürnberg †1419 , er beurkundete selbst mit Wenczlaw . lat. Wenceslaus), dem ältesten Sohn Kaiser Karls IV. (*14.05.1316 †29.11.1378) an Markgraf Bernhard I. von Baden (*1364 †05.04.1431 in Baden-Baden) zu entnehmen ist. Darin wird Schröck neben Ettlingen und Rastatt als badische Zollstation genannt.
Literatur dazu:
Geschichtliche Entwicklung des Staatsrechts des Großherzogthums Baden und der verschiedenen darauf bezüglichen öffentlichen Rechte / 2,1 : Innere Staatsverhältnisse des Großherzogtums : Allgemeine Grundlage der innern Staatsverfassung und ihre besondere Beziehung zu den bürgerlichen und kirchlichen öffentlichen Rechtsverhältnissen der Einwohner - Erwin Johann Joseph Pfister 1838 [Bayrische Staatsbibliothek J.publ.g. 585 h-2,1]
Bereits 1362 war Schröck badisch geworden. Mit Urkunde vom 29.03.1362 erwarb Markgraf Rudolf VI. (†21.03.1372) Schröck vom Kloster Maulbronn durch Tausch von Gütern in Besigheim. [Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 502 U 76]
Im 18. Jahrhundert erlebte Schröck einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1721 wurde ein Rat- und Schulhaus gebaut, das heute als Heimatmuseum dient. Am Rhein wurde ein Hafen angelegt und 1750 errichteten Privatleute ein Lagerhaus mit Kränen. |
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Diesem Aufschwung entsprechend wurden die bis dato zu Eggenstein gehörigen Schröcker Höfe 1762 eine eigenständige Gemeinde. 1765 wurde im einstigen Klosterhof eine Salpetersiederei erstellt, 1769 eine Poststation eingerichtet und 1789 eine Kristallglafabrik errichtet. 1792 siedelte sich das bedeutende Handelshaus und Speditionsunternehmen Merian & Co an.
1808 wurde der Schröcker Hafen eine der drei ausschließlichen „Ein- und Ausladestellen am badischen Rheinufer“. Diesen Titel trugen nur noch die Häfen in Neckarau bei Mannheim und Neufreistett bei Kehl.
Das Wachstum spiegelt sich auch in der Bevölkerungszahl wieder. Lebten 1709 noch 50 Menschen in Schröck, waren es 1809 immerhin 357 Personen.
Die von dem badischen Ingenieur Johann Gottfried Tulla (*20.03.1770 in Karlsruhe †27.03.1828 in Paris) geplante Begradigung des Rheins machte eine Verlegung des Schröcker Hafens nötig. 1812 wurde er an seine heutige Stelle verlegt und erhielt 1818 ein Lagerhaus und einen Kran. 1831 wurde schließlich ein regelmäßiger Dampfschiffahrtsverkehr von Schröck nach Mainz eingerichtet.
Am 29.05.1833 besuchte das badische Großherzogsehepaar Schröck anlässlich der Eröffnung der Oberrheinschiffahrt durch das Schiff Koblenz. Auf ein Bittgesuch der Einwohner von Schröck an den Großherzog Leopold von Baden (*29.08.1790 in Karlsruhe †24.04.1852 in Karlsruhe) wurde Schröck am 04.06.1833 in Leopoldshafen umbenannt. Am 7. Juli 1833 feierten die Leopoldshafener die Namensumbenennung mit einem Festgottesdienst.
Am 14.10.1837 gab es ein ähnlich großes Fest, das dann aber das letzte bleiben sollte: Die Einweihung des Dampfschiffes „“Großherzog Leopold von Baden“, wieder unter Anwesenheit von Großherzog Leopold und seiner Gemahlin Großherzogin Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp (*21.05.1801 in Stockholm †6.07.1865 in Karlsruhe).
1852 erhielt Schröck eine eigene Kirche und wurde 1894 eine eigenständige evangelische Pfarrei. Zuvor war Schröck von Linkenheim und Eggenstein betreut worden.
So rasant der Aufschwung war, so schnell war aber auch der Niedergang. Als 1840 eine Schiffsbrücke bei Knielingen fertig gestellt und damit eine ständige Verbindung zwischen Baden und der bayrischen Pfalz geschaffen war, verlegte die Rheinische Dampf-Schiffahrts-Gesellschaft ihre Abfahrtsstelle von Leopoldshafen nach Knielingen. Dazu kam der Ausbau des Maxauer Hafens zum Freihafen.
Als dann 1860 die Eisenbahnlinie von Karlsruhe nach Mannheim projektiert und 1862 von Karlsruhe über Knielingen in die Pfalz realisiert wurde, verlagerte sich der Schiffsverkehr zunehmend von Leopoldshafen nach Maxau. Die Linie Knielingen Mannheim ging 1870 in Betrieb und Leopoldshafen erhielt nicht nur keine Anbindung des Hafens sondern nicht mal eine Haltestelle. Viele Bürger wanderten wegen der schlechten Wirtschaftslage ab oder aus.
Die Wende zum Besseren brachte erst die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts Die Ansiedlung des Kernforschungszentrums, dem heutigen Institut für Technologie, ab 1957, der allgemein einsetzende wirtschaftliche Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg, die nahe gelegene Stadt Karlsruhe und auch die Gemeindefusion mit dem südlich gelegenen Eggenstein ließ Leopoldshafen wieder aufblühen.
Literatur dazu:
850 Jahre Leopoldshafen: zwischen Rhein und Forschungszentrum, Konrad Dussel [BLB Karlsruhe 110A 5496]