Start Badische Geschichte Hugenotten in Baden-Durlach

Am 18.10.1685 erließ König Ludwig XIV. (*5.09.1638 in Saint-Germain-en-Laye †1.09.1715 in Versailles) von Frankreich das Edikt Fontainebleau. Damit wurde das relativ tolerante Edikt von Nantes vom 13.04.1598 durch Heinrich IV. (von Navarra - *13.12.1553 in Pau †14.05.1610 in Paris) aufgehoben. Das hatte weitreichende Konsequenzen:

 

Das Edikt ordnete die Zerstörung protestantischer Kirchen an. Außerdem wurde eine katholische Zwangstaufe und katholische Erziehung für Reformierte eingeführt. Alle Pastoren wurden aufgefordert zu konvertieren oder binnen 15 Tagen das Land zu verlassen, während das allen anderen Reformierten ausdrücklich verboten war.

 

Trotzdem flohen ca. 200.000 Hugenotten aus Ihrer Heimat und suchten nach oft abenteuerlicher Flucht eine neue Heimat in einem evangelischen Staat.

 

Markgraf Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach (*23.09.1647 in Ueckermünde †25.06.1709 in Durlach) erlaubte und förderte die Ansiedlung von französischen Protestanten in seinem Territorium. Er gründete eigene Gemeinden wie Welschneureut und Friedrichstal, Palmbach und Mutschelbach, wo er den Glaubensflüchtlingen Land überließ. Dazu kamen auch Auswanderer aus der Schweiz.

 

Viele Landstriche  in der Markgrafschaft waren durch  Seuchen und Kriege nahezu entvölkert. Mit den Einwanderern sollte der Wiederaufbau der Markgrafschaft beschleunigt werden.

 

Die Verfolgung der Reformierten in Frankreich war erst 1787 vorbei, als König Ludwig der  XVI. (*23.08.1754 in Versailles †21.01.1793 in Paris)  im Edikt von Versailles die Hugenotten als Staatsbürger anerkannte. So verwundert es nicht, dass die reformierte Kirche in Frankreich heute eine bescheidene Minderheit von ca. 350.000 Mitgliedern ist.

 

Begonnen hatte alles mit Johannes Calvin (*10.07.1509 in Noyon †27.05.1564 in Genf), der am 10.07.1509 unter dem Namen „Jean CAUVIN“ im französischen Noyon geboren wurde.

 

Am 31.10.1517 hatte der damals 33 jährige Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt. Diese Nachricht verbreitete sich  schnell (für damalige Verhältnisse) auch nach Paris. Als Johannes Calvin in Paris Theologie studierte, gab es bereits eine kleine lutherische Bewegung, zu der er sich bald offen bekannte. Die Konflikte mit der katholischen Kirche als Staatsreligion wurden so groß, dass er 1535 aus Frankreich fliehen musste.

 

Er floh in die Schweiz und veröffentlichte 1536 sein erstes Lehrbuch „ Institutio Christianae religionis“. Dann arbeitete er zwei Jahre in Genf am Aufbau einer reformierten Gemeinde, ehe er sich mit dem Stadtrat überwarf.  Calvin ging wieder auf Reisen und traf mit anderen bedeutenden Reformatoren zusammen. Er veröffentlichte zahlreiche Bibelkommentare und andere Schriften, aus denen deutlich wurde, dass ihm neben der inneren Ordnung der Gemeinde  das Verhältnis zwischen Lehre und Leben der Gemeindemitglieder besonders wichtig war.

 

Seine Lehre prägte auch immer mehr die Reformationsbewegung in Frankreich. Die Reformation, ausgelöst durch die Thesen von Martin Luther (1517) und die Istitutio von Johannes CALVIN (1536), war für die Untertanen eine willkommene Veränderung hin zur Freiheit des Gewissens.

 

Kirche und Staat reagierten mit unvorstellbarer Härte. Man verbrannte reformatorische Bücher und verbot deren Druck. Überall im Land starben Priester und Bekenner der neuen Lehre auf dem Scheiterhaufen. Hugenotte etablierte sich in dieser Zeit als Schimpfwort für die Reformierten. Diese selbst nannten sich nie so.

 

1559 bildete sich die erste Nationalsynode der reformierten Kirche Frankreichs in Paris. 1562 begannen dann die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Der  Herzog Heinrich von Guise (*31.12.1550 †23.12.1588), überfiel einen  reformierten Gottesdienst in Vassy (Champagne).

 

Am 24.08.1572 wurden in Paris Tausende Hugenotten ermordet, die wegen der Hochzeit des protestantischen Heinrich von Navarra mit der katholischen Margarete von Valois (*14.05.1553 in Saint-Germain-en-Laye †27.03.1615 in Paris) nach Paris gekommen waren. Das Massaker dauerte fünf Tage und in vielen Städten kam es zu ähnlichen Pogromen. In der sogenannten Bartholomäusnacht starben zwischen 10.000 und 20.000 Hugenotten.

 

Als Papst Gregor XIII. (* 07.01.1502 in Bologna † 10.04.1585 in Rom) von dem Massaker hörte, ließ er einen Dankgottesdienst abhalten und eine Erinnerungsmünze prägen. Bis zum Jahr 1598 folgten weitere sieben Religionskriege , bei denen es unglaublich brutale und unmenschliche Gemetzel auf beiden Seiten gab.

 

Nach 30 Jahren Krieg erließ Heinrich IV. am 13.04.1598 das oben bereits erwähnte  Edikt von Nantes, das den Reformierten begrenzte Gewissens- und religiöse Freiheiten gewährte.

 

Der Papst verfluchte dieses Edikt und empfand es als das schrecklichste der Welt.

 

 

Literatur:

Hugenotten in Baden-Durlach (Wolfgang H. Collum)

Eine Studie über die französischen Protestanten in der Markgrafschaft Baden-Durlach, insbesondere in den Kolonien Friedrichstal und Welschneureut.

Erschienen 1999. ISBN: 389735103X

(Der Autor schildert die Entstehung der beiden von den Glaubensflüchtlingen gegründeten Kolonien. Er untersucht vor allem die Herkunft der Familien, die Friedrichstal und Welschneureut besiedelt haben; dabei fördert er vielfältige, zum Teil unbekannte Details zu deren Herkunft und genealogischer Einordnung zutage. In zahlreichen Listen werden diese Ergebnisse dokumentiert. )